„Neuropädiatrie – Evidenzbasierte Therapie“

Prof. Dr. Rudolf Korinthenberg, Freiburg, Prof. Dr. Christos P. Panteliadis, Thessaloniki, Prof. Dr. Christian Hagel, Hamburg-Eppendorf

Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 3. überarbeitete Auflage, erschienen am 11.03.2020, 488 Seiten, Hardcover, Euro 109,00

Das in nunmehr dritter Auflage vorliegende Lehrbuch versucht, der Leserschaft evidenzbasierte Therapien für das breite Spektrum neuropädiatrischer Krankheitsbilder näher zu bringen. Einleitend werden bei den jeweiligen Erkrankungen die wichtigsten Fakten (Klinik, Ätiologie, Epidemiologie, Diagnostik, etc.), in unterschiedlichem Ausmaß erörtert, bevor konkret auf die Therapie eingegangen wird. Besonders hilfreich dabei, und auch beim Studieren der entsprechenden Kapitel sehr angenehm, ist bei den relevanten Empfehlungen die Angabe der Evidenzstärke (ES) und des Empfehlungsgrades (EG), adaptiert vom Klassifikationssystem des deutschen Nationalen Programms für Versorgungsleitlinien.

Viele der zwanzig Kapitel auf knapp 500 Seiten sind, trotz ihrer Kürze, sehr anschaulich und lesenswert verfasst, teils tauchen allerdings redundante Wiederholungen auf, am ehesten bedingt durch die Vielzahl von Autor*innen per Kapitel bzw. Unterkapitel, was aber, je nach Lerntyp, durchaus einen didaktischen Charakter besitzen kann. Beispielsweise erwähnt sei hier das Marcus-Gunn-Phänomen, das auf den Seiten 391 und 395 beschrieben wird, zugegeben bei zumindest gewissem Längenunterschied und thematisch in beide Abschnitte passend, auffallend aber von unterschiedlichen Autor*innen.

Einige Abschnitte des Buches scheinen, relevante Informationen in kompakter Form zusammenfassend, besonders gelungen, unter anderem erwähnenswert hierbei sind die Kapitel „Migräne und andere Kopfschmerzen“, „Zerebralparesen“ und „neuromuskuläre Erkrankungen“.

Gleichzeitig wäre eine Überarbeitung bzw. Aktualisierung mancher Bereiche für die nächste Auflage wünschenswert, beispielhaft erwähnt seien hier die Unterkapitel „nicht-epileptische Anfälle im Schul- und Jugendalter“, „immunvermittelte Erkrankungen des Nervensystems“ und „akute bakterielle Meningitis im Säuglings- und Kindesalter“.

Der Kostenpunkt des Buches, für den freilich weder die Herausgeber noch die Autor*innen verantwortlich sind, ist ein relativ hoher, besonders verglichen mit dem fast doppelt so ausführlichen „Aksu“ (896 Seiten, Euro 98,00) oder dem „Aicardi“ (1524 Seiten, EUR 175,50).

Wenn auch für die nächste Auflage ein gewisser Verbesserungsbedarf bestehen mag, hat auch dieses Lehrbuch insgesamt gesehen zurecht seinen Platz unter den Standardwerken der Neuropädiatrie und ist insbesondere hinsichtlich der nützlichen Angaben von ES und EG eine wichtige Stütze im kinderneurologischen Alltag.

Mag. phil. Dr. med.  Christian Lechner, Innsbruck